
„…jedem das Seine…“ Diesen Sprachfetzen weht ein kalter Wind am 02 April durch den Wentorfer Casinopark. Die Querdenker haben sich versammelt und präsentieren ihre Melange aus Gegenaufklärung, Wut und Trotz, aufgehängt an den Grundrechsteinschränkungen durch die Coronadikatatur. Die SPD hat an dem Tag einen Infostand und hält unübersehbar ein Schild hoch: „Mit Nazis geht man nicht spazieren“. „Dass die SPD uns als Nazis bezeichnet…schämt euch, schämt euch, schämt euch!“ schallt es aus ca. 200 Kehlen zurück.
Die Gegenreaktion der Querdenker reicht von Handgreiflichkeiten so daß die Polizei dazwischen gehen muss, über Schreihälse, die in Topcheckerpose erklären was Demokratie und Meinungsfreiheit sind, bis zu verzweifeltem Flehen warum die Genossen denn nicht verstehen können, daß hier normale Bürger ihre Rechte verteidigen.
Alle eint die Empörung darüber daß man sie als Nazis bezeichnet. Hat man das? Es wären gar keine da. Vielleicht braucht es auch gar keine Nazis mehr, um eine aufgeheizte und bedrohliche Stimmung zu erzeugen. Der Protest der Querdenker verlangt nicht nach Antworten oder gar Kompromissen.
Die Erfahrung mit dieser neuen Art von Opposition, die sich dem Dialog entzieht und aus selektiver Wahrnehmung eine Tugend macht, lässt einen ratlos zurück. Ausser gereizten Stimmbändern gab es keinen Gewinn ausser dem guten Gefühl den Querdenkern nicht die Straße überlassen zu haben.
Vielleicht könnte man noch anbieten, dass man anerkennt, daß die Kommunikation von Staat und Politik zu Beginn der Pandemie nicht so gut gelungen ist wie z.B. in Dänemark wo ein viel größeres Vertrauen in staatliche Massnahmen herrscht als hierzulande. Dass sich die Querdenker mit ihrer Kommunikationsstrategie ins Abseits stellen ist tragisch und bedauerlich.
Jan-Christoph Schultchen